Mit einem Zehn-Punkte-Plan macht sich ein breites Bündnis gesundheitspolitischer Akteure für einen höheren Stellenwert der Gesundheitsvorsorge in Deutschland stark. „Konsequent gedachte Vorsorge muss weit über die Grenzen des Gesundheitssystems hinaus reichen und viele gesellschaftliche Bereiche wie Bildung, Arbeit, Verkehr oder Umwelt mitein-schließen“, so Prof. Dr. med. Reinhard Busse, der wissenschaftliche Leiter der Initiative. Der Gesundheitsökonom von der Technischen Universität Berlin hat die sogenannte ‚Berliner Erklärung‘ auf dem virtuellen Hauptstadtkongress vorgestellt. Hervorgegangen ist sie aus der im Frühjahr 2019 gegründeten Initiative ‚Gesundheitsvorsorge der Zukunft‘ von Springer Medizin (Ärzte Zeitung) und dem forschenden Pharmaunternehmen Pfizer. Die GPeV gehört zu den Unterstützern der ‚Berliner Erklärung‘.
„Auch jenseits des Gesundheitssystems wird über Gesundheit und Gesundheitschancen entschieden“, so Prof. Dr. Reinhard Busse. Deshalb müsse für eine nachhaltige Vorsorge das Prinzip ‚Health in All Policies‘ – ‚Gesundheit in allen Politikfeldern‘ – umgesetzt werden. Das seit 2015 gültige Präventionsgesetz unterstreiche zwar den politischen Willen, mehr für die Gesundheitsvorsorge zu tun. Es greife allerdings zu kurz. Das SARS-CoV-2-Virus habe eindrucksvoll gezeigt, dass Gesundheit systemisch relevant für alle Bereiche der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens sei. Gesundheit gehöre somit in den Mittelpunkt politischer Entscheidungen.
Wie die Gesundheit der Bevölkerung grundlegend verbessert werden könne, stellt die ‚Berliner Erklärung‘ anhand von zehn Leitprinzipien vor und benennt jeweils konkrete Maß-nahmen. Dazu zählt etwa ein Gesundheitskabinett, das darauf achtet, dass Gesundheit in politischen Entscheidungen mitbedacht wird, also etwa auch in der Wirtschafts-, Agrar- oder Verkehrspolitik. Vorgeschlagen wird die Stärkung gesundheitlicher Themen an Kindergärten und Schulen sowie der Ausbau nicht-ärztlicher Berufe hin zu Präventionsberufen, beispielsweise Pflegepersonal oder Apotheker. Ärzte bräuchten mehr Anreize für Präventionsarbeit, und Hürden zu wichtigen Präventionsmaßnahmen wie Impfungen sollen abgebaut werden. Außerdem gelte es Präventionsleistungen auf vulnerable Gruppen wie etwa sozial Schwache oder ältere Menschen zuzuschneiden, da sie sonst nur die ohnehin Gesundheitsbewussten erreichen. Versorgungsdaten müssten genutzt werden, um Präventionslücken zu erkennen und bessere Vorsorgemodelle zu entwickeln. Konsequente Datennutzung brauche es auch, um Medikationsfehler zu vermeiden und unnötige medizinische Leistungen zu vermeiden. Nicht zuletzt sollten gesundheitsfördernde Produkte und Aktivitäten vom Staat steuerlich begünstigt, schädliche hingegen verteuert werden.
Die zehn Thesen wurden in drei interdisziplinären Zukunftswerkstätten mit mehr als vierzig Experten entwickelt. Mit am Tisch saßen niedergelassene Haus- und Fachärzte, Gesundheitswissenschaftler und Gesundheitsökonomen, Patientenvertreter, Krankenkassen, Start-up-Unternehmer und Akteure der Selbstverwaltung. Von der GPeV war Prof. (FH) Dr. Mathias Bellinghausen vertreten. Er brachte unter anderem den Kommunale Berater für Kommunale Gesundheitsförderung sowie den agilen Think-Tank für bessere Kommunikation in der Präventionsarbeit und Zielgruppenerreichung ein.
Mehr Informationen zur ‚Berliner Erklärung‘ auf www.vorsorgederzukunft.de.
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